21/07/2021

Die versenkbaren Plattformen der Doppelstock-Parkplätze ermöglichen in Parkgebäuden deutlich mehr Parkplätze. Doch gleichzeitig erschwert das ausgeklügelte technische Stapel-System die Inspektion oder Prüfung der tieferliegenden Bauteile. In den Gruben der versenkbaren Plattformen verblieb im aktuell geprüften Bauwerk eine maximale Arbeitshöhe von 1 Meter. Um Aufschluss über den Korrosionszustand der Stahlbewehrung im Beton zu erhalten, führte unser Bauingenieur die sogenannte Potentialfeldmessung durch: aufgrund der baulichen Gegebenheiten „auf Knien“.

Parkhäuser und Tiefgaragen ohne Oberflächenschutzsystem

Bis zur Jahrtausendwende, also bevor die Dauerhaftigkeit von Bauwerken im Rahmen der DIN 1045 eine maßgebende Rolle spielte, wurden Parkbauten zum Großteil nicht abgedichtet oder beschichtet. Damit sind diese älteren Bauwerke ungeschützt, insbesondere vor den aggressiven chemischen Einflüssen von Tausalzen. In den Wintermonaten werden die im Wasser gelösten Chloride mit den Fahrzeugen in das Bauwerk geschleppt. Die Folgen sind schwerwiegend, weil innerhalb kurzer Zeit starke Schädigungen der Stahlbetonkonstruktion verursacht werden können. Die Tragwerk schädigende Lochfraß-Korrosion (siehe Beitrag „Huckepack-Transport“) führt nicht wie bei der normalen Bewehrungskorrosion zu Betonabplatzungen. Deswegen kann sie mit bloßem Auge zunächst nicht erkannt werden.

Bei einer Korrosion infolge Chlorideinwirkung findet eine Auflösung des Bewehrungseisens statt. Die Bewehrung wird in ihrem Querschnitt aufgelöst und buchstäblich durchtrennt (Lochfraßkorrosion). Auf dem Foto ist erst nach Freilegen der Bewehrung der „angefressene“, deutlich im Querschnitt reduzierte Stahl sichtbar. Foto: SiB
Bei der Korrosion infolge Karbonatisierung sind die Schadstellen erkennbar, wie hier an einer Stützwand. Die Betonabplatzungen werden durch die Volumenvergrößerung des Bewehrungsstahls ausgelöst. Foto: SiB

 

 

 

 

 

 

 

Gezielte Diagnose wichtig

In Parkbauten mit oft bis zu mehreren tausend Quadratmeter Bauwerksfläche ist eine möglichst gezielte Identifikation der Flächenbereiche wahrscheinlicher Bewehrungskorrosion ein zeit- und kostensparender Faktor. Deswegen setzen wir im Rahmen der sachkundigen Ist-Zustandsfestellung unser Potentialfeldmessgerät als zerstörungsfreies Instrument ein. Das Messprinzip basiert auf der Erfassung von Spannungen (elektrischen Potentialen), die bei ablaufender Bewehrungskorrosion durch sogenannte anodische und kathodische Felder ausgelöst werden.

Sowohl Messung als auch Auswertung der Ergebnisse ist eine sehr komplexe Aufgabe, die tiefergehende Kenntnisse in der Betontechnologie und im konstruktiven Ingenieurbau fordert. Das ist bei uns Aufgabe unserer Sachkundigen Planer für Betoninstandsetzungen.

Grafik zur Potentialfeldmessung zu einem Teilbereich der Tiefgarage. Foto: SiB

Die Potential- oder Spannungsfelder werden auf Basis der gesammelten Messdaten grafisch dargestellt. Die mit hoher Wahrscheinlichkeit belasteten Zonen sind rot und lila ausgewiesen (siehe Beispiel Grafik links). Um dieses Messergebnis abzusichern, führt unser Sachkundiger Planer gezielt für diese Bereiche zusätzliche betontechnologische Untersuchungen durch, wie bspw. die Messung vom Chloridgehalt, die Betonüberdeckung, die Karbonatisierungstiefe oder das gezielte Anlegen von Öffnungsstellen in Verdachtsbereichen (siehe Bild oben zum Thema Lochfraßkorrosion). Im Falle der Doppel-Parkplätze mit nur einem Meter Arbeitshöhe hat sich das Eingrenzen der potentiell gefährdeten Bereiche wegen des eingesparten Zeitaufwands des Fachpersonals doppelt bewährt.

 Welche Vorteile bringt die Potentialfeldmessung für den Bauherrn?

Wie schon erwähnt, können Flächenbereiche mit wahrscheinlicher Bewehrungskorrosion schneller diagnostiziert werden. Das spart bereits in der Phase der Bauwerksdiagnostik viel Zeit und damit Geld. Außerdem kann der Instandsetzungsbedarf und -umfang durch den Sachkundigen Planer detaillierter ermittelt werden, weil bspw. Abtragtiefen und Materialbedarf exakter planbar sind. Damit erhält der Bauherr wichtige Informationen für das Sanierungsbudget. Zudem wägen wir wirtschaftlich interessante Sanierungswege schon gleich zu Beginn ab. Neben der klassischen Betoninstandsetzung ist bspw. die KKS-Sanierung (KKS= Kathodischer Korrosionsschutz) ein optionaler und für den Bauherrn wirtschaftlich gesehen interessanter Weg. Welche Voraussetzungen hierfür gegeben sein sollten, erläutern wir gerne in einem persönlichen Gespräch.

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