07/09/2021

Weil die Anschlussfuge an einer Treppenturmanlage undicht war, wurde vor vielen Jahren eine Auffangwanne mit Entwässerungsleitung unterhalb der Fuge montiert. Seinerzeit erschien dies eine galante Lösung zum Schutz von Fußgängern, die das Treppenbauwerk einige Meter tiefer passierten. Als jedoch die Verblendung im Rahmen unserer Bauwerksdiagnostik vor kurzem entfernt wurde, stockte Vielen der Atem.

Wenn sich durch undichte Bauteilfugen Feuchtigkeit ins Bauwerk bahnt, wird nicht selten zu einer schnellen Lösung gegriffen: dem Einbau von provisorischen Auffangwannen. Dadurch soll vermieden werden, dass Regen- oder sogar Tausalzwasser auf Passanten in Fußgängerzonen oder auf parkende Fahrzeuge in Parkhäusern und Tiefgaragen tropft. Je nach Auffangkonstruktion ist die Sicht auf die verdeckten Bauteile jedoch versperrt, so dass eine Inspektion der Bereiche unmöglich ist. So auch bei dieser Treppenanlage. Bis auf fehlende Verschraubungen war nichts von dem mit der Zeit heranwachsenden Problem zwischen Stahltreppe und Stahlbetonkonstruktion erkennbar.

Um den Zustand der Bauteile unterhalb der Anschlussfuge zu begutachten, ordnete unser Sachkundige Planer das Entfernen der Auffangwanne an. Wie sich zeigte, funktionierte die Entwässerung über die Jahre nicht mehr. Das im Metallkasten aufgestaute Wasser ergoss sich während der Demontage schwallartig über den ca. 5 Meter tiefer liegenden Fußgängerbereich.

„Blätterteigförmige“ Korrosionserscheinungen an den statisch relevanten Auflagekonsolen

Die untersuchte Treppenanlage ist Teil eines komplexen Stahlbetonbauwerks im verkehrstechnisch pulsierenden Innenstadtbereich einer hessischen Großstadt. Die Treppenturmanlage wird jährlich in den Wintermonaten wegen Vereisungsgefahr mit Tausalzen gestreut. Die Auffangwanne unterhalb der undichten Fuge war wegen der verstopften Entwässerungsrinne zu einem mit Chloridionen angereicherten Bad für die tragende Konstruktion geworden. Ein Desaster, wie auf dem Bild links zu sehen ist. Die „blätterteigförmigen Korrosionserscheinungen“ (sogenannter Blattrost) zeigen den fortgeschrittenen Korrosionszustand der Auflagekonsolen. Ebenso sind die Bewehrungseisen des Stahlbetonträgers von Korrosion stark betroffen, stellenweise sogar mit Lochfraßkorrosion (https://www.sib-ingenieure.eu/huckepack-transport-ins-bauwerk-mitgetragene-chloride/). Die Standsicherheit des (Teil-) Bauwerks ist gefährdet!

Ausgangspunkt vor einigen Jahren war eine undichte Fuge mit überschaubaren Sanierungskosten. Heute stecken viele Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen die Köpfe zusammen, damit diese komplexe Sanierung rund läuft. Als Sachkundige Planer für Betoninstandsetzung kümmern wir uns um jedes Detail zur Planung und Überwachung der Sanierung – für den reibungslosen Ablauf dieser außergewöhnlich gewordenen Sanierung.

Damit die geschädigten Auflagekonsolen gegen neu angefertigte ausgetauscht werden können, muss der untere Teil der Treppe, eine Stahlkonstruktion, aus dem Gesamtbauwerk herausgehoben werden. Hierfür wird ein Schwerlastkran mit einer Traglast von 90 Tonnen benötigt. Die aufwändigen Abstützmaßnahmen, die nicht nur für das eigentliche Baufeld erforderlich sind, erstrecken sich auch auf das Brückenbauwerk, auf dem der Treppenturm steht, um die zusätzlichen Baulasten abzufangen. Außerdem erfolgen bereits jetzt detaillierte Absprachen zu den komplexen Themen Verkehrs- und Ampelführung, Straßensperrung oder Barrierefreiheit.

Summa summarum, das Einbauen von provisorischen Auffangwannen birgt Risiken:

  1. Der eigentliche Mangel wird nicht behoben.
  2. Die Schadstelle ist teilweise nicht mehr einsehbar.
  3. Daraus kann sich mit der Zeit ein umfangreicher Schaden entwickeln. In diesem Beispiel ist die Sanierung heute um ein Vielfaches teurer!

Deswegen unser TIPP:

Holen Sie sich bereits bei scheinbar unbedeutenden Baumängeln an Stahl- und Stahlbetonkonstruktionen Maßnahmenempfehlungen (zur Instandhaltung/Wartung/Inspektion/Instandsetzung) vom Experten ein – vom Sachkundigen Planer!

Rufen Sie an.

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